Eine wahre Königin

 

Dein Atem still wie Schnee … ein Wüstenwind,

im Takt zur Uhr dein Puls, zur Kirchturmglocke,

vor deiner Anmut wiegt wie eine Flocke

die Gunst des Gatten, der vor Büsten blind.

 

Wo Fantasien, von dir versüßte, sind

- wie Früchte Edens hängen sie am Stocke -,

zum deiner Nähe Horizont es locke

vom Meeresblick entwöhntes Küstenkind!

 

Du bist die Sintflut. Arche aller Archen.

Die mit der Ebbe schwimmt. Die Ebbe selbst.

Mit reinen Herzens grenzloser Enklave -

 

kann nie erobert werden vom Monarchen,

dessen konkave Spiegel du entwölbst. 

Dies herrlichste Geschenk bekommt ein Sklave.


* * *

in "zugetextet" Nr. 7/8 2019

lauschst du der musik längst

zerbrochener spiegel und lernst

blindenschrift lesen am abdruck

der allerersten schuhsohle wo

traumlandschaften brach liegen

in denen einst metropolen das

himmelsgewölbe glasgebläsert

hatten dann hast du gedankenlos

den brief der ewigkeit entsiegelt


Teleportation

 

Existiere nicht, und du wirst leben

Esse nicht, und du wirst satt

Hör nicht auf die Worte des Asketen

Werde selbst ein Asket

 

Konsumiere nicht, und du wirst alles haben

Schlafe nicht, und du wirst fit

Glaube, und du wirst nicht sterben

So etwas wie den Tod gibt es nicht

 

Schwimm durch die Wüste zu neuen Ufern

Tauch auf im Weltraum, um Luft zu holen

Schweige, und man wird dir zuhören

Aufmerksam, so wie du dir selbst

 

Ignoriere den Riesen, und du wirst sehen

Tief im Gras die kleinste Ameise

Beweg dich nicht mehr, hör auf zu gehen 

Du bist auf deiner schnellsten Reise


 Stephen King

 

Der Stephen, er schreibt jeden Tag

acht Seiten in so vier-fünf Stunden,

für viele Teilzeit dies sein mag,

für mich ein Ausbund von Ausbunden.

 

Er schreibt spaziergangsinspiriert

die grusligen Geschichten

und lichte Träume infiltriert

mit Wäldern voller Fichten.

 

Wie ein Maschinengewehr küsst,

sagt man, ihn seine Muse,

wenn er Bauchredner siegen lässt

und lauter solche Loser.

 

Nicht einmal jeder prompt besteigt

Eintausender seiner Romane,

hilft auch nicht, wenn man dazu steigt

mit Rotwein in die Badewanne.

 

Der Qualität, ist klar wie Wasserspray,

das Wasser reichen kann wohl niemals

die Quantität. So auch an Michael Bay

der Ruf klebt eines Overkillers.

 

Doch andre Actionfilme – huch! –

die Schaulust irgendwie nun lähmen.

Und für ein Hundert-Seiten-Buch,

da würd’ ich mich glatt schämen!


sonne=hölle

 

nun alles ahnende ahnen

unbeweinte krieger

und bloß statisten

 

verschmolzen in einigkeit

verzehrt von der monsterglut

 

schreien den ewigen tod

speien protuberanzen

 

gebären schmerzlichst licht

mit ihrem leid

für die noch wollenden


* * *

 

Mit euch zu schreiben

ist Gemütsgewitter und Gleichgesinnung

Sanguinismus

der Melancholiker

sprudelndes Wechselbad der Sympathien

Kopf pur

Herz mit Tonic

unpapierene Verewigung

wie eine ganze Weltkarte

auf einem Sandkorn

im Sandkasten der digitalen Verwobenheit

eins ungleicher als das andere

Lupe schlägt überraschend Bullauge

eines Raumschiffs im Erdorbit

wenn es um Detailschönheit geht

 

Eure Worte sind

von einem Stein aufgewirbelter Staub

der Steine ins Rollen zu bringen vermag

 

Ich fliehe mich zurück

in sie

auf unser Staubkorn

denke im Takt mit der Maschine mächtiger

als jedes Sozialaggregat

habe ein dickes Fell

gegen die Eiszeit in der Reality

so viele sind wir gar nicht

inmitten der Sonnenkinder

dass es nicht auch für uns alle reichen würde


Die Uhr bleibt stehen, Zeit zu gehen

 

Ein Sonnenstrahl zerschneidet

die dunklen Regenwolken wie ein Stück Brot,

er macht alles hell,

stärkt den Willen zum friedlichen Zusammenleben

im Volke,

doch bringt im Prinzip wenig Neues in diesen Ort.

Die Stadt schläft noch still, und nichts passiert,

über die Erde legt sich ein seidener Schleier

des Friedens und der Freiheit,

die uns alle kontrolliert.

(...)